Sterben
Zu sterben bedeutet, den Raum zu verlassen:
mit erhobenem Haupt und leichtem Fuß –
wie ein Kind, das endlich hinausdarf ins Freie.
Statt Haut umhüllt uns Liebe,
während wir hinter uns lassen,
wofür wir bis dahin gelebt.
Nichts fällt uns leichter, nichts ist uns lieber –
hier wollen wir sein.
Kein Bedauern trübt den Blick zurück,
seit wir die Augen auf Erden geschlossen.
Was bisher innen, begegnet uns außen,
was verborgen, wird offenbar.
Unser Ich schaut Schicksal von Anfang bis Ende,
durchwirkt mit Gnade und Sonnengold.
Anstelle von Zeit erfasst uns ewiges Strömen
an der Seite von Engeln und wissenden Wesen.
Sie weisen unserer staunenden Seele
den Weg an den Ort, wo alles begann.
Hier herrscht Ruhe und Frieden im Wandel der Zeiten,
ein wiegendes Wogen zwischen Ende und Anfang.
Wenn alles durchliebt, was wir erlitten,
was andere durch uns erlebten und fühlten,
keimt in uns der Wunsch zu weiteren Taten:
in frischem Gewande als reifendes Ich.
17. April 2025